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Links zum Thema:
Webseite der Ausstellung
Ausgrabungsort in Xian
Terracotta Warriors
 


Sendeinfo: ÖRF, 2003
Audio-File: Beitrag  (mp3)


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  Die Terrakottaarmee
des ersten Kaisers von China
zur Ausstellung in den Rheinauen/ Bonn

 
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  Eigentlich sollen es ja die Echten sein. Ein paar Hundert der 7000 bislang freigelegten Tonsoldaten des Kaisers Quin Shi Huang Di sollen nach Deutschland reisen. So zumindest die Urprungsvision einer einzigartigen Privatinitiative: Den Juwelier Burkhardt Pfenzinger und den Messe-Unternehmer Ralph Grüneberger verbindet gemeinsame Asien-Leidenschaft. Damit möglichst viele Landsleute daran teilhaben können, wollen sie einen Teil des einzigen UNESCO-Weltkulturerbes in China, für eine Ausstellung nach Europa holen. Jahrelange Überzeugunsarbeit bei chinesischen Ämtern und Behörden bleibt erfolglos. Aber die Unternehmer mit ihrer Sprecherin Barbara Voss bleiben stur.

O-Ton: Barbara Voss (Presse-Sprecherin):
"Die Idee war: Wir wollen die Originale nach Deutschland holen. Und dann haben die Beiden sich aufgemacht nach China. Und zuerst war die Resonanz auch positiv, bis der Regierung klar geworden ist, man kann die Originale gar nicht ausführen, die würden ja zerstört bei dem Transport. Die beiden Herren haben dann nach den originalen Verfahren Kopien herstellen lassen."

Wie schon zur Zeit des Kaisers Quin Shi Huang wird die gesamte Dorfbevölkerung von Xi'an in das Tonkrieger-Projekt eingespannt. Ein Jahr dauert es, dann sind die Ausstellungsmacher um ein Gutteil ihres Privatvermögens ärmer. Dafür sind 130 Terrakotta-Soldaten mit Originalwerkzeugen nachgearbeitet, in historischen Öfen gebrannt und von ihren 2000 Jahre alten Waffenbrüdern nicht mehr zu unterscheiden. Eine Meisterleistung der Handwerkskunst, die Ausstellungsmacher Burkhardt Pfrenzinger und seinem Team fast zum Verhängnis wird:

O-Ton: Burkhardt Pfrenzinger (Ausstellungsmacher)
"Wir haben sehnsüchtig auf die Container gewartet. Und auf einmal hieß es, sie kommen morgen in Rotterdam an. Wir haben uns gefreut, haben die Speditions-LKWs in Aktion geschickt, dann bekamen wir Nachricht, dass der Zoll die Container beschlagnahmt hat. Wir kreidebleich, Bauchschmerzen, was ist los....dann kamen Sachverständige, bis sie feststellten, es sind Replikate, originalgetreue! Und am Schluss waren wir heilfroh. Denn ein besseres Kompliment konnten wir gar nicht bekommen, als dass wir so gut gearbeitet haben!"

Inzwischen stehen die neu-alten Krieger wieder in sauberer Schlachtordnung in nachgearbeiteteten Gefechtsgräben. Jeder mit individuellen Gesichtszügen, jeder mit einer anderen, komplizierten Flecht-Frisur und unverwechselbarer Rüstung. Einen Eindruck von den ungeheuren Ausmaßen der Totenstadt des Kaisers Quin Shi Huang können sich die Ausstellungsbesucher durch einen stark verkleinerten Nachbau der gesamten, bis heute freigelegten Grabanlage verschaffen. Inclusive der noch nicht wiederentdeckten Teile schätzen Forscher die Gesamtfläche immerhin auf stattliche 56 km². Statt wie im Original mit über hundert Metern Erde auf einer Decke aus Eichen-Balken werden die Krieger der Ausstellung von einem riesigen Zelt überdacht. Abgeteilt ist ein kleiner Kino-Saal. Ein Spielfilm in Endlos-Schleife über Leben und Wirken des Kaisers Quin Shi Huang vermittelt eine Vorstellung von der Lebens-Realität im China der ersten Kaiserzeit.

O-Ton: Filmausschnitt
"Das strenge Regime verursachte viel Leid unter den Menschen. Im Jahr 210 v. Chr. starb der Kaiser Quin Shi Huang an einer Krankheit während seiner Inspektionsreise durch China. Ein Jahr später brach ein großer Bauernaufstand aus. Die Quin-Dynastie hatte ihren Höhepunkt überschritten und stand vor ihrem Untergang."

Die nüchternen Wände des Ausstellungs-Zeltes werden durch große Tuschgemälde auf deckenhohen Stoffbahnen kaschiert. Ein chinesischer Maler der Gegenwart hat hier seine Impressionen der Tonarmee festgehalten. Kurz vor dem Ausgang finden sich die Besucher vor einer Replik des chinesischen Kaiserthrones. Ihm gegenüber eine überlebensgroße, grell-vergoldete Holzstatue des Kaisers Quin Shi Huang mit fratzenartigem, leuchtend rosa lackiertem Gesicht. Kein kitschiges Artefakt, sondern ebenfalls Replik eines berühmten Originals der Zeit. Dankesgaben aus Xi'an an die Ausstellungsmacher.

O-Ton: Barbara Voss (Presse-Sprecherin):
"Die Beiden haben sehr viel Arbeitsmöglichkeiten nach China gebracht. Es wurden ja sehr viele Leute dort beschäftigt. Und für eine Region, die nicht grade im großen Wohlstand steckt, ist das natürlich eine ganz tolle Sache. Und dann hat uns das Museum dafür aus Dank diese Kunstwerke geschenkt. Und da sind wir sehr stolz darauf."

Und die Arbeit an den Tonkriegern ist noch lange nicht vorbei. Denn wer nach der Ausstellung noch immer nicht genug hat von den Wächtern der kaiserlichen Unsterblichkeit, kann gleich eine Bestellung aufgeben. Und nach einigen Monaten Wartezeit bekommt der neue Fan dann für etwa 3000 Euro seinen eigenen Tonkrieger an die Haustür geliefert.

 
 
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