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Sendeinfo: DWelle, 2002
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  Josephine Baker und die Révue Nègre
Erinnerung an den 02.Oktober 1925
DW-Rückblick

 
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  Premiere im Theatre des Champs-Elysées. Die Szene gestaltet wie eine Südstaaten-Landschaft an den Ufern des Mississippi. Auf der Bühne eine blutjunge Farbige. Sie räkelt sich, sie tanzt in extatischen Zuckungen, sie singt mit der Stimme eines tropischen Vogels. Und sie trägt nichts, außer einem kleinen Rock aus Bananen. Die schwarze Venus. Josephine Baker.

Bei der Premiere von 'La Revue Nègre' am 02. Oktober 1925 in Paris ist die Baker neunzehn Jahre alt. Sie kommt aus den Slums von St. Louis/Missouri. Mit acht Jahren muss sie als Dienstmädchen arbeiten. Mit dreizehn schließt sie sich einer drittklassigen Theatertruppe an. Sie hat nichts. Nur ein beispielloses künstlerisches Talent. Und den unbedingten Willen, etwas aus sich zu machen. Mit sechzehn geht Josephine Baker nach New York. Sie erkämpft sich ein Engagement als Gruppentänzerin an der Music-Hall. Und wird entdeckt. Die Produzentin Caroline Reagan schickt Josephine Baker nach Paris. Eine einzigartige Karriere beginnt.

Josephine Baker:
"Ich habe Amerika an einem diesigen Septembertag verlassen und ging hier an Land, mit der Sonne Frankreichs im Herzen. Ich hatte mich dazu entschlossen, weil ich von meinen Eltern, die übrigens aus Martinique stammten, wusste, dass ich in Frankreich freiheitliche Ansichten, ein freieres Denken und einen freieren Umgang mit dem Körper vorfinden würde."

Josephine behält recht. Zwar regt sich nach ihren ersten, freizügigen Auftritten selbst im liberalen Paris Protest. Aber die Begeisterung über die völlig neue Art zu tanzen überwiegt. Jean Cocteau nennt sie: 'Ein Idol aus dunklem Stahl und Bronze, Ironie und Gold'. Es folgen Auftritte an den Folies-Bergères und im Casino de Paris. Ab 1926 spielt Josephine Baker in ihrem eigenen Theater. Im 'Chez Joséphine' zeigt sie Abend für Abend einen Tanz, den sie aus den Südstaaten mitgebracht hat und den in Europa noch niemand kennt. Den Charleston.

Die Popularität der Baker kennt keine Grenzen. Sie wird der Inbegriff der dekadenten Zwanziger-Jahre. Ihre kurzen Haare, wie eine gelackte Kappe eng an den Kopf pomadisiert, werden Modevorbild für eine ganze Generation. Die Sitze ihres Sportwagens läßt Josephine Baker mit Schlangenleder polstern. Als Haustier hält sie einen Leoparden. Ihre Millionengagen lassen Extravaganzen zu. Max Reinhard holt den exotischen Star nach Berlin.

Josephine Baker:
"Ich kam nach Berlin, da war ich sehr jung. Ich wollte alles vom Leben. Dann habe ich Berlin ziemlich schnell wieder verlassen und bin nach Paris. Kaum war ich in Paris, hatte ich schon wieder Heimweh nach Berlin. Und war ich wieder in Berlin, wollte ich wieder nach Paris. Ich war hin- und hergerissen zwischen zwei Lieben."

In Berlin macht Josephine Baker zum ersten Mal in Europa Bekanntschaft mit gefährlichem Rassismus. Die Nationalsozialisten machen sich breit. Nazisymphatisanten schreien Josephines Auftritte nieder. In einigen Zeitungen wird sie als 'Halbaffe' diffamiert. 'Als Buße für schwere Verstöße gegen die Moral, begangen von Josephine Baker' hält die Stadt Wien während ihres Gastspiels Sondergottesdienste ab. Josephine flieht nach Amerika. In New York wird die dunkelhäutige Künstlerin mit dem Hinweis 'nur für Weiße' aus einem Restaurant verwiesen. Tief enttäuscht kehrt Josephine Baker nach Paris zurück. Ihr Engagement für die Résistence während des II. Weltkriegs beschert der Baker hohe Auszeichnungen des französischen Staates. Nach dem Krieg erfüllt sie sich einen Herzenswunsch. Josephine Baker, selbst kinderlos, adoptiert zwölf arme Waisenkinder aus aller Herren Länder. Josephine widmet sich nur noch ihrer 'Regenbogenfamilie'. Dann zwingt sie die Geldnot wieder auf die Bühne.

Josephine Baker:
"Das ist das selbe Problem in der ganzen Welt! Jetzt habe ich eine große Familie. Da brauche ich viel Geld!"

Auch noch mit fast siebzig Jahren steht die Baker auf der Bühne. In Paris zelebriert sie im April 1975 mit einer großen Revue ihr fünfzigjähriges Bühnenjubiläum.

Josephine Baker:
"Bitteschön. Jetzt ich muss sagen: Auf Wiedersehen, und einen großen Kuss für alle!"

Zwei Tage später erleidet Josephine Baker einen Gehirnschlag. Die schwarze Venus ist tot.

 
 
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